Mitleid

Ahinsa, das Moralgesetz der Nichtkränkung und des Mitleids
Einige Gedanken zu diesem Begriff aus der Literatur
s.a. Purucker - Okk. Wörterbuch S. 60 - Guruparampara und S. 62 - Hermetische Kette!


Mitleid ist keine Eigenschaft. Es ist das HÖCHSTE GESETZ aller GESETZE - es ist ewige Harmonie, das SELBST [1] Alayas, ist das Uferlose, allumfassende innerste Wesen, das Licht des immer währenden Rechten, die Ordnung aller Dinge, ist das Gesetz der ewigen Liebe. Je mehr du damit eins wirst, je mehr dein Sein mit seinem SEIN [2] verschmilzt, je mehr deine Seele sich vereinigt mit dem, was IST, desto mehr wirst du selbst ABSOLUTES MIT-LEID werden. Das ist der Arya-Pfad [3], der Pfad der Buddhas der Vollkommenheit.“ Die Stimme der Stille, S. 98, zit. bei Barborka: Der Göttliche Plan S.16. „Denn das einzige Gesetz des Karma - ein ewiges und unveränderliches Gesetz - ist unbedingte Harmonie in der Welt des Stoffes, so wie sie es ist in der Welt des Geistes.“
Geheimlehre I S. 704 f., zit. bei Barborka: Der Göttliche Plan S. 86.

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Schopenhauer fundiert seine Ethik [4] im Gegensatz zu Kant nicht in der Vernunft und im Sittengesetz, sondern er sieht das Mitleid als die Basis des moralischen Handelns. Durch das Mitleid wird der Egoismus überwunden, der Mensch identifiziert sich mit dem anderen durch die Einsicht in das Leiden der Welt. Schopenhauers Metaphysik [5] ist stark vom Buddhismus geprägt, und in seiner Ethik verbindet er buddhistische Anschauungen mit denen der christlichen Mystik.

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„Die höherstehenden Monaden sind jede für sich eine Monas Monadum [6]; und diese sind die Führer und sprirituellen Helfer der weniger entwickelten Monaden, ihrer eigenen Kinder, die hinter ihnen herwandern. Das ist der Grundgedanke der Lehre von der Hierarchie des Mitleids.“
(Quelle des Okkultismus II, 60)

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„Es ist falsches Mitleid, aber auch ein esoterisches Verbrechen, wenn ein so genannter Lehrer strebende Schüler dadurch verleitet, indem er ihnen etwas verspricht, das nicht uralte Wahrheit ist. Es gibt keinen kurzen Pfad, keinen leichten Weg. Inneres Wachstum, innere Entfaltung und innere Entwicklung sind eine Frage der Zeit und vor allem eine Frage der eigenen Anstrengung.
(Quelle des Okkultismus 1,29)

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Die Belehrungen der Natur versetzen uns in die Lage, Mitgefühl und Barmherzigkeit, Mitleid und Liebe für alles, was lebt, zu entwickeln. Unser eigenes Karma ist unser Lehrer und bereitet uns täglich auf das große Abenteuer, das wir den Pfad nennen, vor. Wenn der Jünger seinem Lehrer gegenüber Dankbarkeit empfindet, so hat auch der Lehrer das gleiche Gefühl für seinen Jünger, denn - er sieht in ihm das keimende Leben eines neuen Meisters des Mitleids, das in kommenden Aeonen erblühen soll.

Wenn das Sehnen nach Besserem und Edlerem aus dem Geiste des Mitleids hervorgeht und im Herzen gleich einem heiligen Kraftstrom flutet, so wird es dich bald hinführen zu den Goldenen Toren.
(Wilfried Goltz in seinem Vortrag: Die Lehre vom Pfad)

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Buddhi: Intelligenz (göttl.) Die Spirituelle Seele des Menschen, der Kanal, durch den Âtman seine göttlichen Inspirationen dem Menschlichen Ego zusenden kann. Ein Mensch, in dem Buddhi erwacht ist, erstrahlt mit den Eigenschaften der Unterscheidung, der Intuition, der spirituellen Schau, der grenzenlosen Liebe und des Mitleids. 'Buddhi' kommt von der Verbwurzel budh - 'wissen, erleuchten'.
(Sanskritschlüssel J. Tyberg - Übers. U.S.)

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Das Leben des Individuums, der Menschheit und der gesamten Erde ist Teil dieses kosmischen Prozesses.> Altruismus [7] und Mitleid, die diese fundamentale Einheit offenbaren, sind menschliche Ausdrucksformen von kosmischen und planetarischen Wirklichkeiten. Die Menschheit ist innerlich enger verbunden als physisch; und unsere Gedanken und Gefühle haben einen starken Einfluss auf andere.
(Fundamentals of the Esoteric Philosophy, S. 289 / deutsch: Grundlagen der Esoterischen Philosophie von Prof. Dr. Gottfried von Purucker)

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Bereit zu helfen, wo es sich um das Wohl eines anderen handelte, - abweisend nur gegen persönliche Freuden, nur gegen sich selbst, - voll Liebe und Mitleid für den Missverstandenen, den Pflichtvergessenen, ja selbst den Übeltäter, - ewig an der Arbeit für ihre Sache, ihr Werk - so sah ich sie vor mir. Hatte sie gleich ein löwenstarkes Herz, es blutete - aber es brach nie. Der belebende Hauch ihres Mutes strömte hinaus über die Seen - kräftigte und erhob alle gleichschlagenden Herzen, trieb uns an zu arbeiten, zu leiden, wie sie es tat. Wir, die wir ihre Wirkung auf unser Leben empfunden haben, die wir den Ansporn in uns gefühlt, der von ihr ausging und uns entflammte, für das Werk der Menschenliebe zu arbeiten.
(Was Blavatsky mir gewesen von Jasper Niemand)

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Alles Denken, Tun und Fühlen auf dem Altar des Fortschritts der Menschheit zu opfern, ist Mitleid in seiner höchsten Ausdrucksform.
(James A. Long)

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Die wahrhaft Tugendhaften werden denen in Not aus reinem Mitleid helfen und nicht aus der Hoffnung auf persönlichen Gewinn; es kümmert sie wenig, ob ihre gute Tat von anderen gesehen wird oder nicht.
(Aus dem Jatakamala)

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Immer wieder wird uns mit Nachdruck gesagt, dass die erhabenste Lebensregel darin besteht, in uns selbst unsterbliches Mitleid mit allem, was lebt, zu heben. Dadurch wird man selbstlos, und die wandernde Monade ist schließlich imstande, das Selbst des kosmischen Geistes zu werden, ohne dass die Monade ihre Individualität verliert.
(GVP Quelle des Okkultismus Bd. I, S. 22 - Der stille, schmale Pfad)

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Kundalini - (Weltenmutter): schlangen- oder ringförmige (Ur-)Kraft - wörtl. kreis- oder spiralförmig - vergleichbar der Fohat-Kraft, die aller organischen und unorganischen Materie zugrunde liegt und die der Asket in sich selbst entwickelt. Die Kraft wird durch Handeln aus göttlicher Liebe und göttlichem Mitleid erweckt. Und nur unter Aufsicht eines Lehrers, der auch den Zeitpunkt bestimmt!

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Nirmanakaya: Gewand aus Astralgewebe, das von einem Bodhisattva erwählt wird, der ein Buddha des Mitleids wird - “Geheimes Leben im Dienst am Menschen“, eigentlich das erhabenste Gewand!

Gottfried von Purucker beschreibt in seinem „Occult Glossary“ einen Nirmâṇakâya folgendermaßen: „Er lebt auf einer Daseinsebene, die unmittelbar über der physischen Ebene liegt, und seine Absicht hierbei ist, die Menschheit vor sich selbst zu erretten durch seine Nähe, durch Gedanken der Selbsthingabe, des Selbstvergessens, durch Gedanken spiritueller und moralischer Schönheit, gegenseitiger Hilfe, des Erbarmens und Mitleids, die er unaufhörlich einflößt.“ Der Nirmâṇakâya wird manchmal als das höchste Gewand betrachtet wegen der wunderbaren Selbstaufopferung, die dieses Gewand in sich birgt. Als Gautama der Buddha starb, trat sein Göttliches Ego in den Dharmakâya ein, und sein erleuchtetes Menschliches Ego oder der Bodhisattva-Teil von ihm erwählte den Nirmâṇakâya.

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Der wahre Yogi und Adept lässt die Atemarten seines Körpers in Ruhe und arbeitet nur mit ihrer spirituellen Essenz. Er befasst sich mit dem spirituellen Atem des Mitleidens, unpersönlicher Liebe und heiligen Strebens. Der Yogi der Yogis verliert persönlichen Ehrgeiz, Wünsche und Selbstsucht aus dem Auge und lebt im Spirit der Sterne.
(The Theosophical Forum Januar 1944)

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Ich glaube, dass der Mensch nicht nur ausharren wird: er wird siegen. Er ist unsterblich, nicht weil er allein unter den Kreaturen eine unerschöpfliche Stimme hat, sondern weil er eine Seele hat, einen Geist, der zu Mitleid, Opfer und zum Ausharren fähig ist. Die Pflicht des Poeten, des Schriftstellers ist es, diese Dinge zu schreiben. Es ist sein Privileg, die Menschen beim Ausharren zu unterstützen, indem er sein Herz anhebt, indem er sie an ihren Mut und ihre Ehre und ihre Hoffnung und ihren Stolz und ihre Barmherzigkeit und ihr Mitgefühl und ihr Opfer erinnert, die der Ruhm ihrer Vergangenheit waren. Die Stimme des Poeten muss nicht nur die Aufzeichnung der Menschheit sein, sie kann eine der Stützen, der Säulen sein, ihr dabei zu helfen, durchzuhalten und zu siegen.
(William Faulkner)

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Vajra = wörtlich: Diamant oder Blitz - in der esoterischen Philosophie Synonym für Unzerstörbarkeit, höchste Klarheit, reflektierende Kraft und Unpersönlichkeit. Das Herz eines mitleidvollen Eingeweihten gleicht einem Diamanten!
(Wörterbuch zur Stimme der Stille - J. Tyberg)

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Empathie - Der Begriff Empathie (altgriechisch ἐμπάθεια / empátheia = Leidenschaft; vgl. auch.: συμπᾰθεία / sympatheía; Sympathie, Substantiv aus dem Verbum συμπάσχειν sympás|chein „mit leiden“) bezeichnet die Fähigkeit, Gedanken, Emotionen, Absichten und Persönlichkeitsmerkmale eines anderen Menschen oder eines Tieres zu erkennen und zu verstehen. Zur Empathie gehört auch die eigene Reaktion auf die Gefühle Anderer wie zum Beispiel Mitleid, Trauer, Schmerz oder Hilfsimpuls.
(Quelle: Wikipedia)

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Die Mânasaputras sind jene Dhyân-Chohans, deren höheres mânasisches Prinzip durch die Erleuchtung von Buddhi hoch entwickelt ist. Sie gehören der Hierarchie des Mitleids an. Ihre spirituelle Arbeit besteht darin, die Feuer des Denkens in geringeren Wesen zu beleben.
(Sanskritschlüssel J. Tyberg Übersetzung U.S.)

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Lipika - Die Lipikas sind Cosmische Energien oder spirituelle Wesenheiten, die zur Hierarchie des Mitleids gehören. Das Wesen ihrer Tätigkeit ist Harmonie mit dem Cosmischen Bewusstsein. Sie prägen damit automatisch und unpersönlich in das Astrallicht „die große Bildergalerie der Ewigkeit“, eine Aufzeichnung einer jeden Handlung, eines jeden Wortes und Gedankens aller Wesenheiten im Cosmos ein. Sie wurden 'Agenten von Karman' genannt, die 'Hüter des Schicksals', denn sie markieren in gewissem Sinne die Pfade, denen alle Wesenheiten in einem zukünftigen Manvantara folgen werden. Das Wort 'Lipika' kommt von der Verbwurzel lip - 'schreiben'.
(Sanskritschlüssel J. Tyberg Übersetzung U.S.)

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Dâna - „Der Schlüssel der Barmherzigkeit und unsterblicher Liebe“. Das Wort wird abgeleitet von der Verbwurzel -'geben'. Diese Tugend zu erlangen, erfordert nicht nur materielle Wohltätigkeit, sondern auch zartes Mitleid, Sympathie, Brüderlichkeit und jene göttliche Liebe und jenes göttliche Erbarmen, das erleuchtete Eingeweihte, wie den Buddha, veranlasst, sich selbst völlig in den Dienst für die Welt zu stellen, anstatt in die erhabene Glückseligkeit und den Frieden Nirvâņas einzutreten.
(Sanskritschlüssel J. Tyberg Übersetzung U.S.)

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Niyama - 'Beherrschung des Gemütes',; abgeleitet von der Verbwurzel yam - 'halten' und ni - 'nieder'. Niyama ist die Beherrschung und Lenkung der Gedanken, Beweggründe und Taten. Ebenso beinhaltet Niyama andere freiwillige Regeln und untergeordnetere Lebensvorschriften, die vom Asketen angenommen werden, um das persönliche Selbst zum Schweigen zu bringen und so dem Universalen Selbst im Innern den Vorrang zu geben. Diese selbst auferlegten Gesetze bereiten einen Menschen für den größeren Dienst an der ganzen Menschheit vor. Sie sind bekannt als die Gesetze der Moral und des Mitleids, die als direkte Anweisung gegeben werden.
(Sanskritschlüssel J. Tyberg Übersetzung U.S.)

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Die Fähigkeit, einem Unglücklichen seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, ist etwas sehr Seltenes; sie ist beinahe ein Wunder; sie ist ein Wunder. Die Wärme des Gefühls, die Bereitschaft des Herzens, das Mitleid genügen hierzu nicht. Die Fülle der Nächstenliebe besteht in der Fähigkeit, den Nächsten fragen zu können: »Welches Leiden quält dich?« Sie besteht in dem Bewusstsein, dass der Unglückliche existiert, nicht als Einzelteil einer Serie, nicht als ein Exemplar der sozialen Kategorie, welche die Aufschrift »Unglücklicher« trägt, sondern als Mensch, der völlig unseresgleichen ist und dem das Unglück eines Tages einen unnachahmbaren Stempel aufgeprägt hat. Hierzu genügt es - aber das ist zugleich auch unerlässlich -, dass man versteht, einen besonderen Blick auf ihn zu richten. Dieser Blick ist vor allem ein aufmerksamer Blick, wobei die Seele sich jedes eigenen Inhalts entleert, um das Wesen, das sie betrachtet, so wie es ist, in seiner ganzen Wahrheit, in sich aufzunehmen.
(Simone Weil, Die Gottesliebe und das Unglück (1941- 42). In: op. cit., S. 52-53 )

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Immer ist das Mitleid der Schlüssel zum Höheren Selbst!
(Tingley: Die Götter warten - S. 48)
 


Anmerkungen:

[1]
Die Universalseele Das Unauflösliche oder Ewigdauernde - Der Mensch ist sein kristallheller Strahl, ein Lichtstreifen, unbefleckt im Inneren, eine Form aus irdischem Ton auf der unteren Seite “
(H.P.B Stimme der Stille, .Fragment III)

[2]
Die Theosohphische Lehre unterscheidet zwischen SEIN und EXISTENZ, denn Sein ist die absolute und ewige Wirklichkeit, während die Existenz der Welt der Erscheinungen - also Maya - angehört!

[3]
Arya bedeutet wörtlich: Der Heilige

[4]
Lehre vom sittlichen Wollen und Handeln des Menschen

[5]
Metaphysik: Philosophische Lehre von den letzten Gründen und Zusammenhängen des Seins

[6]
„Monas monadum bezeichnet die kosmische Monade. Sie ist lediglich eine Ansammlung von Monaden, von der sie gleichzeitig das Übergeordnete und letztliche Ziel ist“.
(Quelle des Okkultismus II, 57)

[7]
Altruismus - abgeleitet von alter, der andere, ist eine Eigenschaft, die dem Egoismus entgegengesetzt ist. Er bewirkt Handlungen, die darauf gerichtet sind, anderen Gutes zu tun, ohne Rücksicht auf sich selbst.
HPB Lexikon der Geheimlehren, Seite 52